Binäre Optionen im Test
Dieser Artikel stammt von Tom Abendroth. Tom Abendroth ist aktiver Trader und betreibt u.a. das Informationsportal http://www.binäre-optionen.info
Binäre Optionen wurden ab 2008 durch die amerikanische Börsenaufsicht SEC für den privaten Handel zugelassen, nachdem schon vorher institutionelle Investoren das Anlagevehikel genutzt hatten. US-amerikanische Broker hatten die Einführung für den Privathandel angeregt, die durch eine parallele technische Entwicklung mehr als logisch erschien: Binäre Optionen sind wohl bislang die einzigen Trading-Anlagen, die sich wirklich komfortabel auch vom Smartphone oder Tablet aus handeln lassen. Diese technischen Innovationen und die Tarife für das mobile Internet entwickelten sich ab 2008 bis 2010 in einer Weise, die den Markt eine einfach handhabbare Optionsart fordern ließ. Diese Optionsvariante bieten die Binären Optionen.
Was sind Binäre Optionen?
Binäre Optionen funktionieren grundlegend „binär“, es gibt nur zwei vorab festgelegte Möglichkeiten eines Trades: Der Trader gewinnt einen festen Betrag oder verliert seinen Einsatz. Umgehend möchten wir darauf verweisen, dass in der Praxis viele Spielarten und Differenzierungen möglich sind, auf die wir noch zu sprechen kommen. Das Grundprinzip ist und bleibt aber binär. Der Trader entscheidet sich für einen Basiswert, der eine Aktie, ein Index, ein Währungspaar oder ein Rohstoff sein kann (kleine Erweiterungen sind Anleihen oder Pairs), anschließend befindet der Trader bei der klassischen Form der Binären Optionen, ob dieser Basiswert steigen oder fallen könnte. Für diese Spekulation bietet der Broker unterschiedliche Laufzeiten zwischen 30 Sekunden bis zu einem Jahr (selten) an. Die meisten Trader entscheiden sich für den Minuten- bis Stundenbereich, auch das soll später noch erläutert werden. Nun kommt es in Grundform auf die Bewegung bis zum Ablaufzeitpunkt an:
- Die Call-Option gewinnt, wenn der Kurs bis zum Ablaufzeitpunkt gestiegen ist.
- Die Put-Option gewinnt, wenn der Kurs bis zum Ablaufzeitpunkt gefallen ist.
Der Trader gewinnt bei diesen klassischen Optionen in der Regel rund 80 %, bei Verlust verfällt der Einsatz ganz, manche Broker erstatten 10 – 15 % zurück. Wichtig für das Verständnis der Binären Optionen ist die Tatsache, dass die Differenz, um die der Kurs gestiegen oder gefallen ist, keine Rolle spielt. Es kann sich um zwei oder um 150 Punkte handeln, der Gewinn fällt immer gleich aus. Das ist maßgebend für den binären Charakter dieser Optionen. Der zweite wichtige Fakt betrifft den Komfort beim Handeln: Weil Binäre Optionen so einfach konstruiert sind, genügt ein bloßes Antippen eines grünen Buttons für „Call“ oder eines roten Buttons für „Put“, was auch mit dem Smartphone möglich ist. Ein Stopplossmanagement wie bei allen anderen Anlagen ist nicht möglich oder nötig. Jedoch gibt es natürlich Erweiterungen zu den Binären Optionen.
Erweiterungen von Binären Optionen
Kurz sei erläutert, dass Binäre Optionen ausschließlich über spezialisierte Broker zu handeln sind, es sind sogenannte OTC-Derivate, die also „Over-the-Counter“ („über den Tresen“ = außerhalb der Börse) gebucht und abgerechnet werden. Damit spielt die Wahl des Brokers eine herausragende Rolle, es sollte sich um einen seriösen, regulierten Broker mit guten Handelsbedingungen und vielen Optionsmöglichkeiten handeln. Die Broker nun stellten seit 2008 fest, dass die Kunden etwas mehr als nur Call- und Put-Optionen wünschen, sie erweiterten daher das Spektrum um mehrere Varianten, die sowohl den Eingriff in den Handel als auch die Art der Optionen betreffen:
- Mit dem Zusatzfeature „Early Closure“ lässt sich eine Option vor Ablauf der festgelegten Zeit schließen. Das bietet sich an, wenn die Option im Gewinn liegt. Für diese Sicherheit muss der Trader auf einen Teil seines Gewinns verzichten.
- Mit dem Zusatzfeature „Rollover“ lässt sich die Laufzeit einer Option verlängern. Das bietet sich an, wenn sie kurz vor Ablauf noch nicht im Gewinn liegt, der Trader aber der Auffassung ist, dass sie es noch schaffen könnte.
- Mit „Double Up“ lässt sich meist bis zehn Minuten vor Ablauf der Einsatz verdoppeln, was sich bei im Gewinn liegenden Optionen anbietet (Achtung, Risiko!).
- Mit „Ladder“ (Leiter) lässt sich eine Position in Trendrichtung aufstocken.
- Touch-Optionen gewinnen, wenn der Kurs eine vorab festgelegte Preisschwelle berührt. Die Broker belohnen das Aufgehen dieser schwierigen Spekulation mit sogenannten High Yields, also Superprofiten von mehreren Hundert Prozent. Es gibt auch Double-Touch- und No-Touch-Optionen.
- Range-Optionen gewinnen, wenn der Kurs in einer bestimmten Range endet. Bei Out-of-Range-Optionen darf er gerade nicht in dieser Range enden.
- Ein Option Builder erlaubt die Eigenkonstruktion einer Option inklusive des Risikoprofils und der Laufzeit.
- Pairs sind Optionen, welche die Entwicklung zweier Werte aus einem Segment vergleichen, zum Beispiel Apple und Microsoft oder BMW und Daimler. Der Trader gewinnt, wenn er richtig vorhersagt, welcher Wert während der Optionslaufzeit die bessere Performance erzielt.
Nicht alle Broker haben alle diese Möglichkeiten im Programm, viele Trader nutzen sie auch keinesfalls vollständig.
Strategien für den Handel mit Binären Optionen
Welche Strategie ein Trader einsetzt, hängt von seinem Risikoprofil und seinen technischen und zeitlichen Möglichkeiten ab. Die finanziellen Möglichkeiten spielen natürlich auch eine Rolle, jedoch können bei den meisten Binäre Optionen Brokern Einzeloptionen ab 20 bis 25 Euro und vielfach für noch weniger Geld gebucht werden. Eine Kontokapitalisierung ist ab 100 bis 200 Euro möglich. Das bedeutet, der Trader kann ganz pauschal mit seiner ersten Kontokapitalisierung fünf bis zehn Optionen gleichzeitig buchen, Gebühren entstehen nicht. Bonusprogramme der meisten Broker belohnen das aktive Handeln. Der Trader kann also von vornherein diversifizieren, mithin auf mehrere Werte gleichzeitig setzen. Wichtige Fragen sind:
- Welchen Zeithorizont nehme ich ein? Die Möglichkeiten reichen vom Scalping zwischen 30 Sekunden und fünf Minuten über das Buchen ab 15 Minuten bis einige Stunden („End of Day“) bis hin zu tage-, wochen- und monatelangen Trades. Die Wahl des Zeithorizonts hängt sehr stark von der Persönlichkeit des Traders ab.
- Wie viel Geld setze ich auf eine Option?
- Wie viele Werte buche ich gleichzeitig?
- Nach welchen Kriterien treffe ich meine Handelsentscheidungen?
Trader, die wenig Zeit haben, lassen vielfach ihre Optionen über einige Stunden laufen. Zwischenzeitlich ist keine Beobachtung nötig, die Option läuft automatisch im Gewinn oder Verlust aus, wenn der Trader nicht Zusatzfeatures wie Early Closure, Ladder oder Double Up nutzen will. Achtung: Dieses Abwarten erfordert auch Nerven. Darüber hinaus sinkt die Prognosewahrscheinlichkeit mit der Länge der Zeitdauer. Jedoch gibt es charttechnische Handelsvarianten oder auch fundamentale Betrachtungen, die sogar das wochenlange Halten einer Option plausibel erscheinen lassen. Wer etwa eine Trendfolgestrategie einsetzt, die nach Wochencharts vorgeht, bucht eine Call-Option, wenn der Kurs dreimal hintereinander ein neues Wochenhoch erreicht hat. Trotz zwischenzeitlicher Rückschläge kann über Wochen und Monate durch die wahrscheinliche Trendfortsetzung ein schöner Gewinn erzielt werden. Trendfolger sind aber auch nach Tages-, Stunden- und sogar Minutencharts zu buchen. Trader mit viel Zeit und schneller Reaktionsfähigkeit entscheiden sich für das riskante Scalpen mit 30- bis 60-Sekunden-Optionen. Gerade diese kurzen Zeiträume können mit Binären Optionen profitabel sein (bis über 650% Rendite), weil der Kurs wirklich nur kurz die anvisierte Richtung einschlagen muss – ohne vor Ablauf der 30 oder 60 Sekunden in die Gegenrichtung zu wechseln.
Binäre Optionen in der Praxis – Ein Live-Trade
Ich möchte Ihnen nun zeigen, wie man mit binären Optionen in der Praxis handelt und Sie an einem echten Trade teilhaben lassen.
Als Binäre Optionen Broker wähle ich OptionTime, da mir hier professionelle Charts und Analyse-Tools zur Verfügung stehen. Auf eine technische Analyse der Kurse werden wir hier allerdings verzichten, da solche Handelsstrategien den Rahmen diesen Artikels bei Weitem sprengen würde. Ich werde also eine leicht zu verstehende und auch leicht nachvollziehbare Strategie anwenden: Die Trendfolgestrategie.
Diese basiert auf der Idee, dass ein Kurs eine bestimmte Richtung in der nächsten Zeit beibehalten wird.
Da Binäre Optionen meist sehr kurzfristig gehandelt werden, möchte ich auch in diesem Beispiel den Handel innerhalb eines Tages vollziehen. Scalping (Handeln zwischen 30 Sekunden und wenigen Minuten) ist mir als Beispiel zu risikoreich und als zu erklärende Strategie zu komplex. Daher fokussiere ich mich auf einen Trade, der innerhalb weniger Stunden abgeschlossen werden kann.
Dazu sehe ich mir die aktuellen Börsenkurse in einem Börsenportal an und durchsuche den Markt nach Tops und Flops – dies sind Kurse, die während des Tages besonders stark steigen oder fallen.
Wir haben Donnerstag, den 19. März 2015, 12:45 Uhr. Mir fällt die Siemens Aktie ins Auge, deren Kurs stark eingebrochen ist.
Aus den Börsennachrichten wissen wir: Grund dafür sind die enttäuschenden Aussagen des Konzerns zum 2. Quartal.
Siemens macht die Flaute in der Öl- und Gasindustrie zu schaffen. Besonders besorgniserregend sind die Sekundäreffekte des schwachen Ölpreises: Ölexportierende Länder hätten weniger Mittel für Infrastrukturinvestitionen, so Siemens-Chef Joe Kaeser in einem Interview.
Siemens erwarte wegen der Schwäche in der Energiebranche einen leichten Rückgang des organischen Umsatzes im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2014/15, sagte Kaeser.
Auf diese Aussagen reagieren die Anleger sensibel mit Verkäufen ihrer Siemens-Aktien.
So sinkt der Aktienkurs am 19. März letztendlich um 4,1 % auf 100,95 € und ist damit der schwächste Wert im DAX.
Diese Markt-Situation wollen wir nutzen und spekulieren mit einer binären Option auf die Siemens-Aktie.
Um kurz nach 13:00 Uhr GMT setzen wir eine Put-Option auf die Siemens-Aktie:
Binären Optionen sind feste Laufzeiten vorgegeben, als Laufzeitende wählen wir unter einigen Möglichkeiten 15:30 Uhr GMT.
Wir gehen also davon aus, dass die Aktie in den kommenden knappen 2,5 Stunden noch weiter fallen wird.
Eine normale Call/Put-Option wirft hier bei Erfolg eine Rendite von 80 % ab. Wir investieren 50 $, sollten wir mit unserer Vorhersage richtig liegen, erhalten wir 90 $ zurück und haben somit einen Gewinn von 40 $ erlangt. (Hinweis: eine Kontoführung in Euro wäre natürlich ebenso möglich).
Während der nächsten 2,5 Stunden versuchen wir Ruhe zu bewahren und den Kurs nicht ständig zu beobachten.
Kurz vor Ablauf der Option loggen wir uns wieder ein und erwarten in Spannung das Auslaufen der Option:
Wir können uns freuen, denn mit unserer Vorhersage sind wir absolut richtig gelegen: Die Siemens-Aktie verliert im besagten Zeitraum weiter an Wert.
Wir erhalten 90 $ auf unser Konto gutgeschrieben.
Hier nochmal der gesamte Verlauf der Aktie während der Handelsphase:
Der Verlauf in der ersten Stunde lässt sich leider im Nachhinein nicht mehr darstellen, allerdings ist deutlich erkennbar, dass die Option bis 14:45 Uhr GMT weiter an Wert verliert. Sie erholt sich zwar ganz leicht im Laufe der letzten Stunde, kann aber ihren Anfangswerts nicht mehr erreichen.
Dies ist ein Beispiel, wie man mit ein klein wenig Börsenwissen und Recherche binäre Optionen vorsichtig, aber erfolgreich handeln kann. Natürlich muss trotzdem Erwähnung finden, dass es sich um eine Spekulation handelt und das Handeln immer einem Risiko unterliegt.
Sachliche Kritik an Binären Optionen
Binäre Optionen sind noch jung, aus Sicht der Broker ein heißer Markt und in der Öffentlichkeit noch zu wenig bekannt. Nicht einmal die Finanzministerien einzelner europäischer Staaten sind sich bislang darüber einig, ob die Gewinne als Spiel- oder Anlagegewinn zu versteuern sind (in Deutschland: Kapitalanlage mit Abgeltungssteuer nach § 43 Absatz 5 EStG). Dementsprechend sind Publizisten und Anleger unsicher, wie diese Derivate zu bewerten sind. Kritisiert werden der vermeintliche Casino-Charakter der Binären Optionen und die vermeintliche Unseriosität vieler Broker. Nach unserer Einschätzung und Kenntnis trifft beides nicht zu: Einen Casino-Charakter tragen Binäre Optionen nicht, weil sich die Kurse von Wertpapieren aufgrund bestimmter Gesetze in eine Richtung um einen bestimmten Betrag bewegen. Auch wenn wir nicht alle diese Gesetze durchschauen mögen, so sind sie doch weit entfernt vom zufälligen Lauf einer Roulette-Kugel. Auch die Bedenken wegen unseriöser Broker greifen zu kurz. Zwar stürzen sich auf einen heißen Markt immer ein paar schwarze Schafe, so auch bei den Binären Optionen in den Jahren 2008 bis 2010, jedoch wurden diese aufgrund der Regularien europäischer Finanzbehörden und der Transparenz auf diesem Markt (u.a. durch Foren interessierter Teilnehmer) rasch verdrängt. Trader können sich über jeden Broker vorab gut informieren und riskieren kaum einen echten Betrug. Allerdings werben die Broker und deren Affiliates (selbständige Partner) recht intensiv um Kunden, der Wettbewerb ist hart. Dabei werden von Affiliates teilweise Spam-Mails verschickt, was diese wohl euphemistisch als „E-Mail-Marketing“ vermerken, teilweise werden auch utopische Gewinnversprechen gemacht. Besonders populär – wegen geschickten und vor allem massiven Marketing – wurde vor geraumer Zeit der „Wallstreet-Trick“. Darauf fällt ein vernünftiger Mensch nicht herein, er meidet Webseiten mit solchen Versprechen. Wenn es so einfach wäre, Geld zu verdienen, würde kein Mensch mehr arbeiten gehen. Wer sich auf dieses Feld begibt, muss ausdrücklich auch mit Verlusten rechnen, er sollte also die Möglichkeit kleiner Einsätze nutzen, welche die Broker bieten. Ein gewisser fundamentaler und charttechnischer Sachverstand schadet zudem niemandem, Informationen hierzu werden auch kostenlos publiziert. Wichtig ist ein eherner Grundsatz bei jedem Trading: Der Trader darf tatsächlich nur so viel Geld einsetzen, wie er verlieren kann, ohne seine Existenz zu gefährden. Trader können auf Gewinne nur spekulieren, steuern können sie nur ihre Verluste. Hierfür gibt es einige bewährte Regeln wie die, bei einem Trade nicht mehr als 2,0 % des zur Verfügung stehenden Tradingkapitals zu riskieren. Wenn Sie also glauben, 1.000 Euro ohne Risiko für Ihre Existenz verspielen zu können, dann sollten Sie kleine Optionen mit 20 Euro Einsatz buchen. Sie könnten freilich 50 Optionen gleichzeitig buchen, wenn Sie so viele Werte finden, bei denen sich das lohnt.
Binäre Optionen selbst testen
Wer Interesse hat, Binäre Optionen einfach mal selbst zu testen, kann auf kostenlose Demokonten der Broker zurückgreifen. Die meisten Broker bieten Demokonten erst nach einer Kapitalisierung der Kundenaccounts an. Einige wenige Binäre Optionen Broker aber gibt es auf dem Markt, die ein komplett kostenloses, aber zeitlich begrenztes Demokonto anbieten. Hier können Sie den Handel mit binären Optionen ganz ohne Risiko eine Zeit lang testen. Kostenlose (zumeist auch deutschsprachige) Hotlines, sowie persönlicher Kundensupport hilft bei Fragen und den ersten Schritten im Handel mit binären Optionen.